Der Tauchreflex der Säugetiere

Ein ungelüftetes Geheimnis

Als Ursprung des Apnoetauchens wird meistens von dem Ama geredet, japanischen Muscheltaucherinnen. Sie bleiben bis zu 2 Minuten unter Wasser und erreichen Tiefen von 6-20 Meter, um dort Seeohren, Meeresschnecken, Muscheln und Seeigel vom Grund zu sammeln. Ihre kurzen Tauchgänge wiederholen sie bis zu 60 Mal pro Stunde.

Der wahre Ursprung des Tauchens liegt allerdings schon in der Steinzeit. Sie waren die ersten, die Seeigel und ähnliches hochgetaucht haben, oder Speerfischen gegangen sind.

Letztendlich hat Jaques Mayol aber dazu beigetragen, dass das Apnoetauchen in der heutigen Form populär wird, nachdem er als erster Mensch mit nur einem Atemzug auf 100 Meter abtauchte (und das Praktizieren von Yoga mit dem Apnoetauchen zusammenbrachte).

Wie es den Apnoetauchern möglich ist, so lange Zeiten unter Wasser zu bleiben, so tief zu tauchen und ihren Körper an das Wasser zu gewöhnen hält auch heute noch Diskussionen bereit. Viele Wissenschaftler zweifeln sogar daran, das Apnoetauchen überhaupt möglich ist.

Normalerweise ist die Atmung nämlich ein unwillkürlicher Vorgang, der nur mit viel Training wirklich bewusst gesteuert werden kann. So scheint es anfangs nahezu unmöglich den Atemreiz beim Luft anhalten zu unterdrücken, wird mit der Zeit allerdings immer leichter.

Gezieltes Training kann Apnoetauchern also dabei helfen ihren Tauchreflex wieder aufleben zu lassen. Die Anpassung an das Wasser vollzieht sich aber nicht bei jedem Menschen gleich schnell.

Was wir wissen: Der natürliche Tauchreflex der Säugetiere wird durch

  • Luft anhalten, also steigendes Co2
  • Das Eintauchen in Wasser
  • Steigende Druck, vor allem auf den Lungen
  • Und geringe Temperaturen

Ausgelöst. Die Rezeptoren für den Tauchreflex liegen im Gesicht im Mund- und Nasenbereich und werden durch Verzweigungen des Gehirnnerven N. Trigeminus gebildet. Daher ist der Reflex bei Tauchern, die eine Maske tragen sehr abgeschwächt. Ob das allerdings der einzige und/oder Richtige Auslöser für den Tauchreflex ist, wird noch genauer erforscht, da sich Wissenschaftler auch hier nicht einig sind.

Wir wissen, dass er bei Babys stark ausgeprägt ist und sich innerhalb der ersten Wochen wieder zurückbildet. Warum aber ist er bei Erwachsenen so schwer wiederzuerlangen?

Der natürliche Tauchreflex der Säugetiere ist bis heute ein Gebiet der Forschung, über das nur sehr wenig bekannt ist.

Bekannt ist allerdings, dass der Tauchreflex folgende positive Veränderungen des Körpers zum Apnoetauchen beitragen kann:

  • Periphere Vasokonstriktion (Gefäßverengung in den Extremitäten)
  • Bradykardie (langsame Herztätigkeit)
  • Milz-Effekt
  • Bloodshift Hypometabolismus (Verminderter Stoffwechsel)

Durch jede einzelne dieser Auswirkungen wird der Verbrauch von O2 reduziert und somit sichergestellt, dass der Körper eine maximale Zeit unter Wasser bleiben kann.

Entdeckt hat Paul Bert (1833-1886) den Tauchreflex, als er bei tauchenden Enten einen verlangsamten Herzschlag (Bradykardie) feststellte. Auch andere Säugetiere, wie z.B. Wale und Robben haben einen extrem stark ausgeprägten Tauchreflex. Hier dient der Tauchreflex der Sauerstoffeinsparung. Wale und Robben besitzen gegenüber dem Menschen allerdings erheblich größere Sauerstoffspeicher, sprich eine erhöhte Erythrozyten-Zahl und Myoglobin-Gehalt (insbesondere in der Milz) und haben einen insgesamt sehr geringen Sauerstoffverbrauch während der Tauchphasen. Dabei kommt es bei ihnen zu einer vermehrten Katecholamin-Ausschüttung (Adrenalin). Dieses Adrenalin ist verantwortlich für die Milzkontraktion und die periphere Vasokonstriktion, während das Herzzeitvolumen deutlich abfällt. Außerdem lässt sich in der Muskulatur von Walen und Robben eine Akkumulation von Laktat nachweisen.
Da allerdings derartige Vorgänge beim Menschen nur zum Teil beobachtet werden konnten, sind sie weiter umstritten.

 Warum Apnoetaucher also im Grunde nur von einem Sauerstoffmangel und dem hohen Tiefendruck limitiert werden ist nicht wirklich erklärbar. Aber dennoch sind wir hier und tauchen jeden Tag immer weiter über die Grenzen der Wissenschaft hinaus…

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